„Was kostet bei Ihnen ein Welpe? Ich brauche auch keine Papiere!“
Bitte beginnen Sie das erste Gespräch mit einem Züchter nicht mit diesem Satz, wenn Sie sich ernsthaft für einen Welpen aus dessen Zucht interessieren. Damit signalisieren Sie nur, dass es Ihnen um einen möglichst niedrigen Anschaffungspreis geht, unabhängig vom Aussehen, Wesen und Gesundheitszustand des Welpen. Jeder seriöse Züchter sucht aber nicht irgendeinen Platz für seine Welpen, sondern verantwortungsbewusste, liebevolle Besitzer, zu denen der Welpe mit seinen Eigenschaften und seinem Charakter passt. (Natürlich dürfen Sie sich innerhalb eines Gesprächs dann auch nach dem Preis erkundigen.)
Wenn Sie einen Hund ohne Papiere erwerben möchten, wenden Sie sich ans örtliche Tierheim. Das meine ich ganz ernsthaft, denn hier gibt es genügend Hunde, welche auf einen lieben Menschen und ein endgültiges Zuhause warten. Sie zahlen lediglich eine Schutzgebühr und sicherlich können Sie auch hier einen Hund finden, der zu Ihnen passt und der es Ihnen von Herzen danken wird.
Wenn Sie sich aber für einen Welpen einer bestimmten Rasse entschieden haben, suchen Sie nach einem seriösen Züchter, der Mitglied eines VDH- angeschlossenen Zuchtverbandes ist. Die Welpen bleiben hier in der wichtigen Präge- und Sozialisierungsphase (mindestens 8 Wochen) beim Züchter und haben ständigen Kontakt zur Mutter, zu Geschwistern und Menschen. Sie erhalten alle einen Abstammungsnachweis und im VDH können Sie auch sicher sein, dass die Angaben stimmen. Hinter diesen Papieren steckt aber noch weitaus mehr! Viel wichtiger ist wohl, dass sich der Züchter strengen Vorgaben und Kontrollen unterzieht.
Wenn Ihnen "Papiere" also nicht so wichtig sind, sollten Sie sich fragen, ob Ihnen auch alles Folgende (was ebenso durch "Papiere" nachgewiesen wird) gleichgültig ist:
Jedes Elterntier wird vor Zuchtzulassung auf bestimmte, vererbbare Erkrankungen tierärztlich untersucht, z. B. Katarakt, progressive Retinaathropie, Patellaluxation oder Hüftgelenksdysplasie. Viele Züchter lassen außerdem noch weitere Untersuchungen durchführen, die zwar nicht vorgeschrieben sind, aber das Risiko eines erblichen Defekts beim Welpen weiter minimieren. Zusätzlich ist es heute auch möglich ein genetisches Farbprofil zu erstellen, so dass unerwünschte Fellfarben oder sogenannte „Fehlfarben“ vermieden werden können. Schließlich muss der Rüde oder die Hündin durch einen anerkannten Zuchtrichter „zuchttauglich“ geschrieben werden, wird also noch einmal auf körperliche Mängel untersucht, bei denen unter Umständen eine Zuchtverwendung ausgeschlossen ist. Das Zuchttier muss ein gewisses Alter haben, auch die Anzahl der Würfe und die Abstände dazwischen sind zum Wohle des Tieres vorgeschrieben und werden kontrolliert. Bei Verstößen drohen dem Züchter Geldstrafen und ggf. sogar Zuchtverbot und Verbandsausschluss. Der Zuchtwart überzeugt sich auch von ordnungsgemäßen Haltungsbedingungen und während der Aufzuchtphase vom guten Allgemeinzustand der Hündin und der Welpen.
Alle Untersuchungen verursachen Kosten, hinzu kommt noch die Fahrt zum auserkorenen Decküden und die nicht unerhebliche Decktaxe, welche bei Zwergpudeln ab 500 Euro beträgt, selbst 1000 Euro und mehr sind keine Seltenheit, da es hier keine Vorschriften gibt. Schließlich fallen noch die Gebühren für Ultraschalluntersuchungen der Hündin, Entwurmungen, Wurfabnahme, Chippen und Impfen, tierärztliches Untersuchen der Welpen und für das Ausstellen der Papiere (Impfausweis und Ahnenpass) an.
Vielleicht verstehen Sie nun, warum Sie bei einem seriösen Züchter für einen Pudelwelpen (selbstverständlich mit Abstammungs- und Impfausweis) meist schon um 1500 Euro zahlen, für Großpudel in der Regel noch mehr. Bei Preisen unter 1000 Euro ist Vorsicht geboten. Und ob Sie bereit sind für einen Welpen mehr als 2000 Euro zu bezahlen, sollten sie im Einzelfall selbst entscheiden. Denn auch bei einer „Championverpaarung“ gibt es keine Garantien für spätere Größe, Aussehen und Charakter.
Wenn Sie sich einen gesunden, gut sozialisierten Pudel als Gefährten wünschen, machen Sie ihre Entscheidung für oder gegen einen Welpen nicht vom Preis abhängig, denn ein vermeintlich „billiger“ Welpe kann sie später teuer zu stehen kommen!